9.-11.7.2021 auf dem Rhein-Reuss-Rhoneweg von Hospental via Furkapass - Gletsch - Oberwald - Münster nach Reckingen

"Gletscher - oder: Aufs Glatteis geführt", so das Thema der dreitägigen Pilgerwanderung. Ein anderes Thema ist fast nicht vorstellbar, wenn man am Rhonegletscher vorbeikommt. Er ist eigentlich immer noch gross, dieser Gletscher, aber er zeigt alle Spuren des heutigen Gletscherrückgangs in besonderem Mass: Eine Schrumpfung in der Länge: Keine Gletscherzunge mehr, die von Gletsch aus an der Steilstufe beim (heute geschlossenen) Hotel Belvedère sichtbar wäre. Ein Schrumpfung in der Dicke / Masse: Die Seitenmoränen vom Höchststand um 1850 liegen deutlich hoch über dem jetzigen Eis. Ein See an der Gletscherzunge verstärkt den Schmelzprozess am Gletscherende. Die Eisgrotte wird mit Abdeckplanen fast schon verzweifelt am Leben erhalten. Ein erbärmliches Bild, um ein paar Franken einzunehmen... Dabei gäbe das jetzige Gletschervorfeld mit seinen 12 Infotafeln deutlich mehr her. Wo ist der Investor, der aus dem schlafenden Riesen "Furkapass" (mit den Kletterfelsen, den Kristallen, dem Rhonegletscher, dem Gletschervorfeld, der Siedlung Gletsch, der Dampfbahn Furka Bergstrecke und dem Grimselpass einen grossen Wurf macht? Es wäre der perfekte Ort, um die Klimageschichte und den Klimawandel anschaulich zu thematisieren.
Als Pilgergruppe haben wir uns mit dem Thema Eiszeit, zwischenzeitliche Warmzeiten, dem Verlauf der Gletscher in der jetzigen "Warmzeit" und dem ansteigenden CO2 Gehalt in der Atmosphäre auseinandergesetzt. Anschauungsunterricht live, auch mit den Starkniederschlägen und den Murgängen unmittelbar vor dem ersten Pilgerwandertag. Die Klimaerwärmung verstärkt die Extreme des Wetters. Der Erde wird es egal sein. Sie richtet sich ein. Ob es auf dieser Erde für uns Menschen jedoch zum Leben gut sein wird?
Luther meinte einmal: Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, pflanze ich heute dennoch ein Apfelbäumchen.
Es wird gute und viele Pflanzungen brauchen, technische Innovationen, Gesetze, welche die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, und ja: Auch Verhaltensänderungen.
Übrigens: Eindrücklich sind Bildervergleiche, welchen den Rückgang der Gletscher deutlich machen.
Eindrücklich ist auch, dass die Fiescher nicht mehr für einen Rückgang der Gletscher beten, sondern für ein Wachstum. Seit dem 17. Jahrhundert hat der Märielensee am Rande des Aletschgletschers sich immer wieder ins Fieschertal hin entleert und Häuser überschwemmt. Seit dem markanten Rückgang des Aletschgletschers kommt das nicht mehr vor. Die Fiescher haben vom Papst die Erlaubnis erhalten, ihr Gebet an der jährlich am 31.7. stattfindenden Prozession inhaltlich umkehren zu dürfen: Sie beten für ein Wachstum der Gletscher.
Als Pilgergruppe haben wir die drei Tage genossen. Das ruhige und sonnige Schönwetterfenster kam genau zur richtigen Zeit. Heute sind wieder Gewitter angesagt...
Bilder: Hospental - Tiefenbach / Furkapass - Gletsch / Gletsch - Oberwald - Münster - Reckingen.