30.11.2020 Auf dem Stockalperweg vom Simplonpass nach Simplon Dorf

Wetterprognosen haben etwas Eigentümliches an sich: Am 30.11. sind wir nochmals an einem sonnigen Herbsttag vom Simplonpass nach Simplon Dorf unterwegs, wissend, dass am Tag darauf hier oben Schneeflocken tanzen und der Winter einziehen wird. Heute ist das bloss zu erahnen: Der Simplonpass zeigt sich Schnee frei. Erst ab ca 2'500 m ü. M. beginnen Schneeflecken die Hänge zu zieren. Dass Herbst ist wissen wir aber von der Anfahrt her: Das Rhonetal und mit ihm die Stadt Brig liegen unter einer Nebeldecke, die dick und schwer über dem Tal liegt. Wir stossen mit dem Postauto hindurch und hinauf, schlängeln den Pass und über die eindrückliche Ganterbrücke auf den Pass hoch, wo wir unsere Wanderung beim Hospiz der Benediktiner beginnen. Wir, das sind Elsbeth, Maya, Adrian und ich: Ich habe die Wanderung via Whatsapp Status angezeigt und eingeladen mitzukommen, wer mag. So sind wir zu viert unterwegs, eine spontane und doch irgendwie vertraute Gruppe, auch wenn sich nicht alle kennen. Von der Landschaft rund um den Simplonpass bin ich hell begeistert. Der Pass zieht sich. Es geht nicht einfach steil hoch und dann gleich wieder steil hinunter. Von der Passhöhe an zieht sich der Pass eher in einer sanft geneigten Hochebene nach Süden. Wir sind auf dem Stockalperweg unterwegs, wie der Wanderweg zu Ehren des Briger Handelsherrn Kaspar Stockalper genannt wird. Er hat den Simplonpass in der zweiten Hälfte des 17. Jh. zu einer sicheren Handelsverbindung über die Alpen nach Italien ausgebaut. Napoleon hat hundert Jahre später den Weg zu einer Strasse ausgebaut. Heute gilt die Strasse als Nationalstrasse, die ganzjährig befahrbar ist. Lastwagen sind unterwegs, doch der Wanderweg ist oft durch kleine Hügel von ihrem Lärm abgeschirmt. Am alten Spittel (Hospiz) , das Stockalper hat bauen lassen, machen wir Mittagsrast. Einige Höhenmeter weiter unten zieht sich das Barralhaus über die Ebene. Es ist nach dem Gründer der Missionsgesellschaft Bethlehem benannt, der das Haus 1902 als Ferienlagerhaus für die Schüler der Missionsgesellschaft hat bauen lassen. Seit 2007 gehört das Gebäude dem Militär und wird als Truppenunterkunft benutzt. Dann gehts weiter über Weiden, die von Lärchen durchzogen sind. Gemütlich geht's immer leicht bergab, am Weiler Egga vorbei mit der Kapelle, die Johannes dem Täufer gewidmet ist bis nach Simplon Dorf. Dort liegt das Hotel Post genau in der Mitte zwischen Brig und Domodossola. Napoleon hat das Haus erbauen lassen. Ich vermute, dass sich nach und nach weitere Häuser dazu gereiht haben. Warum sonst sollte hier im Nirgendwo ein Dorf entstehen? Heute ist das 300 Seelendorf ein schmuckes Dörflein, das mit Joseph Escher den ersten Walisser Bunderat gestellt hat. Drei Hotels zeugen von einem gewissen Tourismus. Das Laggin- und Zwischenbergtal und die Schlucht nach Gondo locken Wanderer und Biker in die Gegend. Wir ziehen mit dem Postauto wieder nach Norden, über den Pass unter den Nebel nach Brig und heim. Zwei Tage später zeigt die Webcam auf dem Simplonpass eine geschlossene Schneedecke. Ich habe die Wanderschuhe in den Keller gestellt und die Schneeschuhe in den Vordergrund gestellt. Damit sehe ich den Simplonpass in diesem Winter bestimmt wieder!