28.10.2019 Biasca - Giornico

Schon allein von der Wanderkarte her graut es mir, nach dem Dörfchen Personico weiter im Tal der Autobahn entlang oder durch Industriegebiete zu pilgern. Warum nur haben die Verantwortlichen den Tessiner Jakobsweg so durch das Tal gelegt? Ich entscheide mich deshalb, auf dem Weg von Biasca nach Giornico durchgängig auf der "Via Gottardo 7" zu bleiben und nehme dafür 600 Höhenmeter Auf- und Abstieg in Kauf. Ich sollte es nicht bereuen. Nach den lauschigen Grotti vor Personico geht es in stetem Zick Zack und mit angenehmer Steigung durch einen malerischen Kastanienwald in die Höhe, bis der Weg kurz vor Faidal in die Horizontale übergeht. Unterwegs gibt es zwei überraschend mächtige Steinbrücken zu bewundern: Saumpfad halt, nicht Wanderweg! Faidal ist ein lauschiges Fleckchen Erde mit einigen schmucken Steinhäusern, die aber ausser im Sommer kaum mehr Leben in sich bergen. Ein einsamer Mann ist daran, sein Haus und den Garten für den baldigen Winter vorzubereiten und einzumotten. Aber der Ort ist perfekt für die Mittagspause. Er bietet eine schöne Aussicht in die Leventina. Weit unten schlängelt sich die Autobahn durchs Tal. Hier oben ist sie nicht zu hören. Ein T-Shirt Wechsel ist auch angesagt: Trotz herbstlichen Temperaturen war der Aufstieg Schweiss treibend. Nach Faidal geht der Weg zuerst angenehm fallend abwärts, an weiteren Steinhäusern vorbei, bis er kurz vor Giornico über Treppenstufen rasch den Talboden erreicht, nicht ohne vorher einige schöne Ausblicke auf Giornico und seine Kirchen zuzulassen. Zum Glück war ich heute hier unterwegs: Ich habe einen schönen Weg kennengelernt und bin im Tessin dem Regen entflohen, der die ganze Alpennordseite eingenommen hat.