14.9.2019 Airolo - Gotthardpass - Hospental

Vor einer Woche gab es einen Wintereinbruch. Andermatt lag unter einer geschlossenen und nicht zu knapp bemessenen Schneedecke. Der Gotthardpass war geschlossen. Nach dem Wintereinbruch hat das darauf folgende stabile Spätsommerwetter dem Schnee aber wieder schnell den Garaus gemacht. Mich bringt das auf die Idee, jetzt doch noch den Tessiner Jakobsweg unter die Füsse zu nehmen, zumindest die Bergetappe von Airolo über den Gotthard nach Hospental, weil das im Winter ja wandernd nicht möglich ist. Ich bereue es nicht, diese Etappe unte die Füsse genommen zu haben: Nach der Durchquerung des Dorfes Airolo führt der Wanderweg teils auf Pfaden, teils auf dem alten Saumpfad (13. Jh) und mit kurzen Abschnitten auf der alten Tremolapassstrasse (1832 eröffnet) hinauf zum Ospizio San Gottardo und dem Gotthardpass. Im ersten Teil gibt es schöne Ausblicke zurück in die Leventina und voraus ins Bedrettotal, das zum Nufenenpass führt. Der Aufstieg ist erstaunlich wenig vom Strassenverkehrslärm belästigt: Die Eisenbahn (Tunneleröffnung: 1882 und 2016) und Autobahn (1980) führen unten durch, die Passstrasse (1977 eröffnet) führt nicht durch den unteren Teil des Val Tremola, wo der Wanderweg verläuft, und auf der alten Tremolapassstrasse sind nur wenige Autos und Mottorräder unterwegs. Auf dem Pass angekommen lohnt sich ein Besuch des Museums und der historischen Militärfestung Sasso, samt der "Erlebnsiwelt Gotthard" mit Kristallen. Der im Vergleich zum Aufstieg eher sanfte Abstieg nach Hospental folgt entlang der Gotthardreuss. Man kommt dabei an einem imposanten Lüftungsschacht des Gotthard Strassentunnels vorbei. Im Urserental bei Hospental angekommen wird man bei der Karlskapelle mit dem folgenden Satz an der Fassade begrüsst: "Hier trennt der Weg, o Freund, wo gehst du hin? Willst du zum ewigen Rom hinunterziehn. Hinab zum heiligen Köln, zum deutschen Rhein. Nach Westen weit ins Frankenland hinein?" Prompt begegnet man am Bahnhof einem Schild des "Rhein-Reuss-Rhone Jakobswegs", der von Disentis/Sedrun herkommend die Fortsetzung des Bündner Jakobswegs über den Oberalppas und Furkapass darstellt und dann der Rhone entlang durchs Wallis nach St.Maurice und auf der Via Francigena weiter zum Genfersee führt. Wer auf dem Tessiner Weg weitergehen will, wird die Fortsetzung via Andermatt - Schöllenen- Amsteg - Vierwaldstättersee planen, wo der Weg bei Emmetten in die Via Jacobi Nr. 4 einmündet. Ich fahre nach einem wunderschönen Tag wieder nach Hause. Tessiner Weg: Es kann losgehen!