14.6.2019 Münster - Ernen

Heute reiht sich Dorf an Dorf, Dörfchen an Dörfchen, Weiler an Weiler - und gleichzeitig auch Kirche an Kirche mit einer Vielzahl an barocken oder spätgotischen Altären. Es ist, als ob sich die Dörfer einen kleinen Wettstreit liefern wollen, wer die schönere Kirche hat. Aber was heisst da "schönere Kirche": Münster hat gleich drei im Dorf stehen - und von der 100m oberhalb des Dorfes reden wir schon gar nicht... So mache ich mich also auf von Münster nach Ernen und kommen dabei an den folgenden Ortschaften vorbei: (Ich muss es mir selber aufschreiben, dass ich es mir merken kann): Reckingen, Gluringen, Ritzingen, Biel (die letzteren drei gehören zur Gemeinde Grafschaft) - Selkingen lasse ich aus (bin auf der anderen Talseite unterwegs), komme aber durch Blitzingen, Niederwald, durch den Weiler Steinhaus und den Ortsteil Mühlebach, der zu Ernen gehört. Auf dem Ritzingerfeld liegt die Muttergotteskapelle. Wenn der Himmel klar ist, ist sie mit dem Weisshorn im Hintergrund DAS Symbolbild des Rhein-Reuss-Rhonewegs. Ich ahnte, dass es heute dunstig wird und habe von Münster aus am Morgen schnell noch ein Bild gemacht, welches das Weisshorn noch einigermassen klar zeigt, dafür die Kirche ganz klein am Horizont ablichtet, weil ich noch weit von ihr entfernt bin. Aus Niederwald stammt der Hotelier César Ritz (1850-1918). Der spätere britische König Edward VII hat ihm den Slogan verliehen: König der Hoteliere und Hotelier der Könige. Zu seinen besten Zeiten hat er 10 Hotels gleichzeitig geführt! Und er war in allen grossen Städten der Welt präsent. Er ist in Niederwald beerdigt worden. In Mühlebach, einem Dörfchen mit vielen alten Holzhäusern, ist das Geburtshaus von Matthäus Schiner (1465-1522). Er war Bischof von Sitten, Kardinal, Papabile und Mitverfasser der Bannbulle gegen Luther (Wormser Edikt), war Berater des Kaisers Karl V, erwarb für die Eidgenossenschaft grosse Teile des Tessins und bewirkte ein Bündnis mit dem Papst, aus dem die Schweizer Garde hervorgegangen ist. Etwas abseits, aber nicht weit weg, liegt bei Mühlebach die Hängebrücke nach Fürgangen auf die andere Talseite. Der Abstecher lohnt sich! Kurz vor Ernen mache ich noch einen Abstecher zu den drei Säulen des Erner Galgens, wo 1764 die letzten Todesurteile mit Erhängen vollzogen worden sind. Es wurden drei Männer zum Tod verurteilt, die des Diebstahls der Gemeindekasse von Geschinen bezichtigt worden sind. Ich komme mit vielen Eindrücken nach Hause. Auch mit dem Erleben, dass die Niederschläge von vor 5 Tagen einige Murgänge hinterlassen haben. Bis auf eine Stelle waren heute schon wieder alle Wegstücke instand gesetzt.