25.8.2018 Suonenwanderung im Baltschiedertal

Von Eggerberg aus (über Visp gelegen) hört man schon bald das Geräusch des den durch ein Wasserrad angetriebenen Hammers der anzeigt, dass das Wasser in der Suone fliesst. Wenn das Geräusch verstummt, fliesst kein Wasser mehr. Früher ging dann der "Sander" los, um zu sehen, was repariert werden muss, damit das Wasser wieder fliesst und die Felder um das Dorf bewässert werden können. Wir wandern entlang der Gorperi Suone ins wilde Baltschiedertal. Die ausgesetztesten Stellen sind heute mit kurzen Tunnels entschärft. Nur entlang einer Felswand ist noch ein kurzes Stück im Originalzustand renoviert. Es ist nicht jedermanns Sache, unter einem schmalen Brett 150m Luft zu haben. Der Tunnel innendurch ist die sichere Variante. Bei "Zu Steinu" (bei den Steinen -> wirklich wahr!) geh'ts auf die andere Talseite. Wir schauen uns den Eingang in den langen Tunnel der Niwärch Suone an (nach 30m macht der Tunnel eine Kurve und man sieht den 1.5km entfernten Ausgang) und den Beginn der abenteuerlichen Variante aussenrum, und sind dann jedoch in Richtung "Undra Suone" unterwegs, die 2-3 kurze schmale Stellen hat, bei denen es links 10m senkrecht hinuntergeht. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist nötig. Am beeindruckendsten ist jedoch die Sprachvielfalt des Wassers in der Suone: Auf kürzester Strecke ist zu hören: einmal nichts, trotz grosser Fliessgeschwindigkeit, dann plätschert es, es murmelt, gurgelt, plaudert, rauscht, flüstert, gluckst, schwätzt, bis das Wasser kurz vor Ausserberg in einem Schacht verschwindet und bei den Bewässerungsanlagen in regelmässigem zzzttt, zzzttt, zzzttt wieder herausspritzt. Das ständige gleichmässige Rauschen des Baltschieerbachs ist dagegen ein unrühmlicher Lärm, der nur laut ist und tost. Ich frage mich, was eigentlich meine "Suone" ist, in der ich das kostbare und Leben spendende Wasser meiner Lebensquellen fasse und zu den Feldern meines Lebens bringe; in meine Beziehungsfelder und meine Arbeitswelt, damit es dort grün wird, ist und bleibt. Momente, in denen es ruhig ist, ja fast still, sind für mich unverzichtbar geworden. Ich nehme in ihnen wahr, was für Sand in meinem Suonenwasser alles mitfliesst, er beginnt sich zu setzen und ich kann die Vielfalt der Stimmen hören, die sich melden und entscheiden, worauf ich in meinem Alltag setzen will...