7.7.2018 Auf dem Täuferweg von Corgémont auf den Chasseral

Manchmal entdecke ich erst am Ausgangspunkt, welches die bessere Route gewesen wäre... Mir war bewusst, dass die 1'100 Höhenmeter aufwärts für eine bunt zusammengesetzte Gruppe von Pilgern nicht ideal ist, aber ich habe keine gute Alternative gefunden und mir vorgenommen, das mal für mich abzulaufen. Und jetzt stehe ich am Bahnhof von Corgémont, studiere das Schild von Schweiz Mobil mit der Karte der Gegend darauf und entdecke auf den ersten Blick, dass es weniger Höhenmeter wären, wenn ich in Près d'Orvin gestartet wäre... Jetzt bin ich schon da und gehe also von Corgémont zum Chasseral. Also los: 500 Höhenmeter hoch zur Ponts des Anabaptistes: Ein Ort, wo im 18. Jh. sich Täufer im Geheimen zu Gottesdiensten getroffen haben. Als ich dort bin, mustern gerade einige amerikanische Mennoniten die Stelle. Sie sind auf der Suche nach Zeichen ihrer Vorfahren. Von der ursprünglichen Brücke sind nur noch die Widerlager vorhanden. Die heutige Brücke überbrückt die Schlucht wenige Meter daneben. Unten in der Schlucht findet man in den Fels geritzte Zeichen und Buchstaben. Ihre Bedueutung ist bis heute unsicher. Man findet sie auch im creux de Glace, einer dolinenartigen ca. 25m tiefen höhlenartigen Senke einige Kilometer später, wo auch immer Sommer die kalte Luft des Winters es nicht an die Oberfläche schafft. Der im Winter gefallene und nach unten gerutschete Schnee verwandelt sich mit der Zeit zu Firn und zu Eis, allerdings sind nur noch wenige kümmerliche Reste zu sehen - und ganz nach unten gehe ich nicht, da die untere Steinplatte heute definitv zu nass und zu fest Moos bewachsen ist: eine richtige Rutschbahn, und meine Knöchel brauche ich heute noch... Für einmal nähere ich mich dem Chasseral von Westen: Ein schöner Anschleichweg, weil die ansonsten dominierende Antennen erst gegen Schluss hin sichtbar wird. Alpensicht gibt es keine, zu dunstig. Aber der Jura zeigte sich unterwegs von seiner schönsten Seite: Wytweiden, Gelbe Enziane en masse, Pferde, Kühe, Feld und Wald, zwei sich streitende Hermeline, die mich und die ich erst dann bemerke, als ich - die Wanderkarte studierend - fast auf sie getreten bin und immer wieder neue "métairies", die zu einem kühlen Umdruck einladen... Und wie mache ich nun die Tour einmal mit einer Pilgergruppe? Umgkehrt! Vom Chasseral (dahin kommt man im Sommer mit einem Bus) nach Prés d'Orvin. So ist der Weg gut begehbar - und genauso lohnend.